Wie kann die Zusammenarbeit des Netzwerks “Studium und Spitzensport” weiter verbessert und gestaltet werden? Welche Best Practices gibt es zur erfolgreichen Studienberatung für Spitzensportlerinnen und -sportler? Welche Erkenntnisse liefern die Olympischen Spiele in Paris 2024 für Studium und Spitzensport und wie können die Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games als Meilenstein genutzt werden? Diese und weitere Fragestellungen standen im Mittelpunkt der zweitägigen Fachtagung, die sich durch ein hohes Maß an Wertschätzung und Interaktion auszeichnete.
In verschiedenen Impulsen und Diskussionen wurden Handlungsfelder – wie beispielsweise die Sichtbarkeit und Kommunikation - ausgemacht, die in der Zukunft gemeinsam gestärkt werden sollen. Von hoher Relevanz waren hierbei die verschiedenen Einblicke und Perspektiven aktiver und ehemaliger Athletinnen und Athleten, die insbesondere durch Unterstützung des Olympiastützpunkts Hessen eingebunden werden konnten.
Unterstützung im Studium
Im Rahmen ihrer Funktion als Gastgeberin begrüßte Prof. Dr. Kornelia Freitag, Prorektorin für Lehre und Studium der Ruhr-Universität Bochum, die rund 40 Teilnehmenden der Fachtagung. „Studierende Athletinnen und Athleten sind einerseits ganz normale Studierende und anderseits solche, die besondere Leistungen erbringen und Unterstützung verdienen“, äußerte sie ihre Sichtweise.
Wie aktuelle Forschungsergebnisse und Analysen belegen ist ein Studium eine häufig gewählte Option, um auf den Arbeitsmarkt vorbereitet zu sein. Die Herausforderung besteht darin, die Prioritäten während der aktiven Karriere flexibel zu gestalten und somit das Studium auf den Spitzensport ausrichten zu können.
Damit das gelingt, müssen Hochschulen flexible Angebote und Strukturen schaffen sowie finanzielle Rahmenbedingungengeschaffen werden, die es den Sportlerinnen und Sportlern ermöglichen, sich voll fokussieren zu können. Welche Rolle und Funktion hierbei die unterschiedlichen Akteure im System der Dualen Karriere einnehmen, wurde unter anderem durch Fanny Rinne, Hockey-Olympiasiegerin 2004 und Laufbahnberaterin am Olympiastützpunkt Metropolregion Rhein-Neckar, veranschaulicht. Zuvor stellten Sarah Seidl und Larissa Schilde von der Uni Mannheim das erfolgreiche Spitzensport-Stipendium der Metropolregion Rhein-Neckar vor.
Dr. Barbara Halberschmidt und Laura van de Loo von der Uni Münster stellten die aktuellen Zwischenergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung zur Vereinbarkeit von Studium und Spitzensport vor, die verdeutlichten, welche Leistungen und Angebote für Sportlerinnen und Sportler von besonderer Relevanz sind. Gleichzeitig zeigen die Zwischenergebnisse, wie wichtig die Sichtbarkeit und Kommunikation an den Hochschulen ist. Ziel des Projekts ist es, die Bedingungen und Unterstützungsstrukturen an Hochschulen nachhaltig zu verbessern und eine erfolgreiche Vereinbarkeit von Studium und Spitzensport zu ermöglichen.
Zusammenarbeit mit Partnerhochschulen des Spitzensports
Dass das Thema Duale Karriere für immer mehr Spitzensportlerinnen und -sportler eine große Rolle spielt, weiß auch Prof. Dr. André Schneider (HS Mittweida), der im Entstehen des Projekts „Partnerhochschule des Spitzensports“ 1999 den Grundstein darin sieht, Studium und Leistungssport miteinander zu vereinbaren.
Dr. Sven Baumgarten, Projektleiter Duale Karriere beim DOSB, gab an, dass etwa 80 Prozent der geförderten Sportlerinnen und Sportler eine Hochschulzugangsberechtigung erwerben und es dann darum gehe, diesen jungen Menschen auch ein Studium zu ermöglichen. Dass das nicht immer einfach ist, weiß er aus Erfahrung: „Hürden gibt es in Deutschland leider sehr viele, weil das Verständnis für Leistungssport nicht überall ausgeprägt ist. Insbesondere für den hohen Aufwand, der nötig ist, um acht bis zehn Jahre Richtung Weltspitze trainieren zu wollen.“ Einer von mehreren Lösungsansätzen bestehe dabei auch darin, die Kooperationsverträge mit den Partnerhochschulen des Spitzensports mit mehr Verbindlichkeit auszustatten.
Über seine konkreten Erfahrungen mit der doppelten Belastung aus Studium und Spitzensport konnte unter anderem Rollstuhlbasketballer Nico Dreimüller, Bronzemedaillengewinner in Paris 2024 und Jura-Absolvent der Goethe Universität Frankfurt, berichten: „Es war eine große Belastung, für mich aber auch eine große Bereicherung. Im Studium weiß ich, dass ich den Sport als Ausgleich habe. Im Sport weiß ich, dass ich mein Studium habe und ich mir keine großen Sorgen machen muss, wenn ich mich mal verletzen würde.“ Besonders hob er dabei die Unterstützung seitens des Olympiastützpunkts Hessen hervor.
“Die Fachtagung war ein gelungener Kick-Off für eine verstärkte Netzwerk- und Zusammenarbeit in diesem Feld der Dualen Karriere. Die aktuellen Forschungsergebnisse und die Perspektiven der Athletinnen und Athleten motivieren zusätzlich, gemeinsam die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Studium und Spitzensport weiter zu verbessern. Ein großer Dank gilt Ines Lenze und dem Team vom Hochschulsport Bochum für die Unterstützung und den guten Rahmen der Fachtagung. Dem Olympiastützpunkt Hessen gilt mit Markus Kremin (Leiter) und Bernd Brückmann (Laufbahnberater) ein besonderer Dank für die bereichernde Einbindung der Athletinnen und Athleten”, resümierte adh-Generalsekretär Benjamin Schenk.
Weitere Stimmen zur Fachtagung und zum Thema Duale Karriere gibt’s auch hier im Video.