Dr. Hans-Georg Voigt wurde am 2. August 1924 geboren und wuchs in Magdeburg auf. Im Jahr 1945 kehrte aus dem Krieg in seine Heimatstadt zurück und schloss sich zu dieser Zeit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands an. Nur wenig später begann Voigt 1946 sein Pädagogik- und Sportstudium an der Martin-Luther-Universität in Halle. Von 1947 bis 1949 war er gewähltes Mitglied des Studentenrats und bekleidete dort das Amt des Sportreferenten. Später fungierte er als Zonensportreferent der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und beteiligte sich an den Bestrebungen, eine Vereinheitlichung des deutschen Hochschulsports über die Besatzungsgrenzen hinweg zu etablieren.
Im Hohlraum eines Tenders versteckt
Unter größten persönlichen Mühen gelang es ihm, an der Gründungsversammlung der Arbeitsgemeinschaft deutscher Hochschulsportreferenten (AdH), dem Vorläufer des adh, teilzunehmen. Als 1948 junge Studierende aus vier Besatzungszonen zur ersten Tagung der Hochschulsportreferenten in Bayrischzell zusammenkamen, machte er sich trotz fehlender Reisepapiere der Volkspolizei und der zuständigen Verwaltungsstellen auf die Reise. Um einer Kontrolle zu entgehen, versteckte er sich unter Mithilfe eines Eisenbahners im Hohlraum eines Tenders.
„Wir haben zwei Tage diskutiert, wir haben die Lage erörtert und dann entschlossen wir uns: Wir gründen jetzt hier einen Verband des Hochschulsports“, sagte Dr. Voigt in einem Grußwort zur 107. adh-Vollversammlung 2012 in Dresden.
Auch die Einladung zur zweiten Tagung der AdH nahm Voigt trotz Komplikationen und Verhaftung auf der Reise wahr. Ab der dritten Tagung jedoch fehlte er, ohne dass jemals eine schriftliche Nachricht über den Verbleib die Vertreter der anderen Zonen erreichte. Erst 1991 – also 43 Jahre später – kam es zum Wiedersehen mit Richard Vorhammer, der als erster Vorsitzender ebenfalls eine bedeutende Rolle in der adh-Geschichte gespielt hatte. Bei diesem Treffen klärte Voigt seinen ehemaligen Weggefährten schließlich über seinen weiteren Lebensweg auf.
Weiterer Lebensweg
Enttäuscht von der politischen Zielsetzung in der SBZ (später DDR) und der damit verbundenen Auflösung studentischer Vertretungen zog sich Voigt aus dem Hochschulsport zurück. Nach seinem Staatsexamen 1950 nahm er das Studium der Medizin auf, welches er mit seiner Promotion 1960 an der Universität Rostock abschloss. Voigt entschloss sich, als praktischer Arzt an das Landambulatorium des Ostseebads Binz auf Rügen zu gehen, wo er 1973 die Chefarztstelle des Kindersanatoriums bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1989 übernahm.
1996 wurde Dr. Hans-Georg Voigt bei der 91. adh-Vollversammlung zum Ehrenmitglied ernannt. Über die Rolle, die sein Engagement für Sport und den adh in seinem Leben gespielt hatte, sagte er: „Die Faszination Sport war für mein Leben von einer entscheidenden Bedeutung (…). Der Sport hat mir viel gegeben, er hat mein Leben allgemein und beruflich stark gefördert.“
Dankbare Erinnerung und Verpflichtung
„Dr. Hans-Georg Voigt hat leider im Jahr des 75. Gründungsjubiläums des adh seine letzte Reise angetreten. Das erfüllt uns mit tiefer Trauer und Anteilnahme für seine Familie. Denn seine Generation hat die Basis für das geschaffen, wofür der adh heute noch steht: Bindeglied zwischen Hochschule und organisiertem Sport, Innovationstreiber durch Einbindung der nächsten Generation, Wegbereiter für Funktionsträgerinnen und -träger im nationalen und internationalen Sport, Gestalter des gesellschaftlichen Diskurses zur Rolle des Sports. Dafür danken wir auch ihm und sehen uns in der Verpflichtung, diese Rollen weiter auszugestalten und uns in die zugehörigen Prozesse einzubringen“, so der adh-Vorstandsvorsitzende Jörg Förster.