Finn, wie hast du denn von deiner Auszeichnung erfahren und was war deine erste Reaktion?
Es war überraschend. Ich war gerade unterwegs auf dem Weg zur Physiotherapie, als mich adh-Sportdirektor Thorsten Hütsch angerufen hat. Ich wusste gar nicht direkt, um was es geht, aber dann hat er mich eingeweiht und ich habe mich natürlich sehr gefreut.
Ich hatte kurz zuvor mein Bachelorstudium abgeschlossen und mein Erfolg bei den FISU Games im vergangenen Winter ist mir natürlich sehr gut in Erinnerung geblieben. Daher freue ich mich umso mehr, diese Ehrung jetzt noch als i-Tüpfelchen zu erhalten.
Ich habe mich vor allem gefreut, dass die Wahl auf einen Wintersportler fällt, weil ich natürlich auch wusste, dass im Sommer die FISU Games in Deutschland stattgefunden haben.
Welchen Stellenwert hat die Ehrung für dich?
Die Tatsache, dass man oft eben nur nicht nur neben dem Sport studiert, sondern das Studium gerade in den Prüfungsphasen auch sehr im Vordergrund steht, macht es so besonders. Im Kreise von Spitzensportlern, die diese Doppelbelastung auf sich nehmen, nochmal geehrt und honoriert zu werden, ist sehr cool.
Du hast dein Maschinenbau-Studium kürzlich erfolgreich abgeschlossen – was waren die größten Herausforderungen der vergangenen Jahre?
Für mich war klar, dass ich nach dem Abi studieren möchte. Damals war es aber auch noch nicht absehbar, dass Skibergsteigen olympisch wird und Berufssportler eine Option ist. Gleich im ersten Semester war ich dann parallel Sportsoldat und habe gemerkt – beides gleichzeitig ist schon krass. Aber man steckt sich dann natürlich seine Ziele: ‚Ich will fertig werden bis zum Zeitpunkt X, dafür muss ich diese und jene Prüfung noch schreiben.‘
Diesen Zeitplan habe ich dann relativ strikt versucht einzuhalten. Das hat natürlich nicht immer perfekt funktioniert, aber am Ende habe ich es gut hinbekommen. Wenn man das System einmal kennt, wird es leichter. Klar, die Arbeit wird nicht weniger, aber man geht gelassener damit um.
Welche Benefits hat dir dein Studium gebracht?
Es ist eine Stütze, die besonders hilft, wenn ein Wettkampf vom Ergebnis mal nichts war oder auch einfach ein Trainingstag mal nicht so gut gelaufen ist. Durch das Studium hatte ich immer einen guten Gegenpol, den ich mir auch weiterhin beibehalten werde.
In der olympischen Saison möchte ich mich voll auf den Sport konzentrieren, aber zum Sommersemester ist geplant, in den Master einzusteigen. Entweder im Bereich Maschinenbau oder Maschinenbaumanagement – aber auf jeden Fall an der TU München.
Mit deinem vollen Fokus auf der Olympia-Premiere von Skibergsteigen – Welche Ziele hast du dir für die Olympische Saison gesteckt?
Zunächst steht für mich die Qualifikation für Olympia an. Ich habe einen Nationenplatz für die deutschen Männer erlaufen und die Chancen stehen gut, dass ich den Platz auch einnehmen kann. Konkrete Ziele für Olympia stecke ich mir erst nach den ersten Weltcup-Events, wenn ich sehe, wo ich mich platzierungsmäßig einpendele. Aber ich will auf jeden Fall nicht nur mitlaufen, sondern auch vorne mitmischen.
Die FISU Games beschreiben viele als das Olympia der Studierenden – Wie war dein Eindruck im Januar vor Ort in Turin?
Auf jeden Fall, ja! Die FISU Games hatten einen ähnlichen Spirit und waren ein Wahnsinns-Ereignis letzten Winter, dass mir trotz Weltcups und Weltmeisterschaften sehr gut in Erinnerung geblieben sind. In Italien hatte ich tatsächlich einen der wenigen Wettkämpfe, wo ich meine Leistung auf den Punkt gebracht habe.
Du hast bei den Männern die erste Goldmedaille im Skibergsteigen bei FISU Games gewonnen – welche Erinnerungen hast du an diesen besonderen Tag?
Unsere Wettkämpfe fanden unter Flutlicht im Skigebiet in Sestriere statt, nachdem schon alle Pistenfahrer von der Piste waren - das war ein sehr cooles Ambiente.
Wir haben im Skibergsteigen einen klassischer Ablauf: Viermal warm machen, viermal laufen. Es gibt einen Vorlauf gefolgt von drei Heats, die man gegeneinander läuft. Dort habe ich mich Stück für Stück durchsetzen können. Als ich im Halbfinale stand, habe ich langsam angefangen, mir Chancen auszurechnen – auf das Podest, vielleicht sogar auf den Sieg. Ich hatte die Startliste vorab natürlich gesehen und die Konkurrenz abstecken können – von daher hatte ich schon mit einem Sieg geliebäugelt.
Mit der neuen Saison vor der Haustür – was motiviert dich auch bei Regen und Sturm?
Ich glaube, es ist diese Zufriedenheit danach. Das Wissen, man war draußen und hat etwas geschafft – danach kann ich einen Kaffee im Warmen ganz anders genießen.
Fotos der adh-Gala 2025
