22.11.2025 | Kategorie: Wettkampf , FISU Games , Sommer

„Die FISU Games waren ein echtes Erlebnis“: Interview mit Anna Monta Olek – Hochschulsportlerin des Jahres 2025

Bei der adh-Gala im Rahmen der Vollversammlung wurde Anna Monta Olek von der SRH Fernhochschule als Hochschulsportlerin des Jahres 2025 ausgezeichnet. Die 23-jährige Judoka überzeugte mit ihren herausragenden Leistungen bei den Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games, bei denen sie die Goldmedaille gewann. Im Interview spricht sie über den „Olympic Spirit“ zu Hause, die Vereinbarkeit von Studium und Spitzensport und ihr soziales Engagement.

Anna, wie hast du denn erfahren, dass du vom adh-Vorstand zur Hochschulsportlerin des Jahres gewählt wurdest – kam das überraschend?

Moritz Belmann, unser Disziplinchef Judo, hatte mich nach den FISU Games schon mal darauf angesprochen, dass er mich vorschlagen möchte. Da habe ich das erste Mal von der Auszeichnung gehört und ein bisschen recherchiert, wer das in der Vergangenheit schon war – beim Judo zuletzt Ole Bischoff, das ist schon eine Weile her (Anm. d. Red.: 2007). Vor ein paar Wochen kam dann der Anruf: Ich bin es geworden! Das hat mich natürlich mega gefreut.

Welche Bedeutung hat diese Ehrung für dich?

Es ist eine besondere Wertschätzung in eine andere Richtung. Im Leistungssport in Deutschland ist es nicht selbstverständlich, vom Sport leben zu können. Deshalb ist es umso wichtiger, neben dem Sport auch eine berufliche Perspektive zu haben. Es freut mich sehr, dass ich mit der Auszeichnung als Hochschulsportlerin des Jahres auch in dieser Hinsicht Anerkennung bekomme.

Du studierst Wirtschaftsingenieurwesen an der SRH Fernhochschule, einer Partnerhochschule des Spitzensports. Wie gelingt es dir, Studium und Spitzensport zu verbinden?

Mein Studium ist sehr flexibel. Wir haben keine klassischen Semester, sondern arbeiten die Module individuell ab. Das hilft natürlich sehr. Die größte Herausforderung ist es, sich selbst immer wieder zu motivieren – besonders nach anstrengenden Trainingstagen, wenn ich mich eigentlich lieber hinlegen und Netflix schauen möchte (lacht). 

Wie unterstützt dich die SRH Fernhochschule dabei?

Bisher hat alles super geklappt. Egal ob ich Fragen habe oder organisatorische Dinge klären muss – meine Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner an der Hochschule sind da sehr hilfsbereit und verständnisvoll.

Warum sind Studium und Spitzensport für dich ein Match? 

Der Spitzensport ist für mich Leidenschaft, Disziplin und Selbstverwirklichung zugleich – er ist ein zentraler Bestandteil meines Lebens. Eine duale Karriere ist daher nicht immer einfach, aber durch gute Organisation, und in meinem Fall Unterstützung von der SRH Fernhochschule und meinem Umfeld, kann ich alles koordinieren.

Die FISU World University Games fanden 2025 seit langem wieder in Deutschland statt. Was bleibt dir besonders in Erinnerung?

Ich wollte schon immer bei den FISU Games starten, weil ich so viel Positives von den Spielen gehört hatte. Überall war der Olympic Spirit zu spüren und das Leistungsniveau sowie der Leistungsgedanke waren sehr hoch. Die Games waren richtig stark aufgezogen – sowohl das Judo-Turnier als auch das ganze Event mit den vielen anderen Sportarten, dem Kulturprogramm und den internationalen Begegnungen. Das gemeinsame Einlaufen mit dem ganzen Team Studi zur Eröffnungsfeier war ein super Erlebnis und zugleich Vorgeschmack auf Olympia.

Da unsere Wettbewerbe normalerweise überall auf der Welt verteilt sind, war aber vor allem das Besondere, diesmal meine ganze Familie und Freunde vor Ort zu haben und vor heimischem Publikum zu kämpfen. Das war wirklich eine mega Atmosphäre! Die FISU Games waren nicht nur ein Turnier, sondern ein echtes Erlebnis!

Und sportlich lief es ja perfekt – Gold im Judo!

Ja, das war natürlich unvergesslich! Ich hatte im ersten Kampf direkt die starke Titelverteidigerin Mizuki Sugimura aus Japan als Gegnerin, gegen die ich beim letzten Aufeinandertreffen, bei einem Grand Prix 2023 in Linz, noch verloren hatte. Aber ich war super drauf, das Publikum hat mich getragen – und am Ende hat alles gepasst.

Was bedeutet dir dein Sieg bei den FISU Games – auch im Vergleich zu den anderen internationalen Wettkämpfen, bei denen du in diesem Jahr erfolgreich warst?

Man sagt zwar Studierenden-Weltspiele, aber in der Qualität der Wettbewerbe macht es beim Judo kaum einen Unterschied, maximal durch die Altersbegrenzung. Das Niveau ist international sehr hoch und lässt sich knapp unter einer Weltmeisterschaft einordnen.

Dein Vater war ebenfalls als Judoka in der Weltspitze. Welche Rolle spielt er heute für dich?

Er spielt eine große Rolle. Er begleitet mich, seit ich angefangen habe, und ist bis heute immer mit an der Matte. Vor allem in Sachen Athletik und Taktik hilft er mir viel – und auch beim Wettkampf tauschen wir uns regelmäßig aus. Ich bin zu hundert Prozent durch ihn zum Judo gekommen. 

Wie bewältigst du dein soziales Engagement neben dem Spitzensport – unter anderem für krebskranke Kinder?

Ja, das ist ein Herzensprojekt. Meine Großmutter war an Krebs erkrankt, als ich noch recht jung war. Daraus entstand mein Engagement für den Verein für krebskranke Kinder Hannover. Wir sammeln Spenden und führen Aktionen durch – auch im Judo haben wir zum Beispiel schon eine Typisierungsaktion gestartet. Aktuell engagiere ich mich zudem initiativ für die Förderung von Athletinnen und Athleten, die in keine offizielle Förderstruktur mehr fallen. Es gibt da eine Lücke, die wir schließen wollen – als gemeinsames Projekt mit dem Deutschen Judo-Bund (DJB).

Woher kommt diese Motivation, dich so stark für andere einzusetzen?

Das habe ich ganz viel von meiner Mutter. Sie hat mir von klein auf beigebracht, über den Tellerrand hinauszuschauen. Egoismus bringt dich vielleicht kurzfristig weiter, aber langfristig ist es viel wichtiger, dass man sich gegenseitig hilft – und ich finde, der Sport ist da eine große Familie.

Was sind deine nächsten Ziele im Sport und Studium?

Nach unserem Trainingslager in Japan geht es direkt weiter nach Abu Dhabi für einige Testwettkämpfe. Ab Februar starten dann die nächsten Wettkämpfe. Ich freue mich schon sehr auf das, was kommt! Ansonsten ist es mein Ziel, mein Studium weiter voranzutreiben und es abgeschlossen zu haben, bis ich mit dem Judo aufhöre, so dass ich im Anschluss direkt ins Berufsleben starten kann.

Fotos der adh-Gala 2025